Dunkelheit

AF • 19. Oktober 2024

Wird es je wieder hell?




Ganz früh am heutigen Morgen "fiel" ich aus meinem Bett. Als hätte jemand einen unsichtbaren und nicht hörbaren Wecker gestellt, erwache ich neuerdings um zehn Minuten vor vier. Obwohl durchaus noch ein Schlafbedürfnis herrscht, gewinnen viele Gedanken die Oberhand. Vorgestern war ja Vollmond … da gab ich nicht klein bei, sondern zwang mich in den Schlaf. Die Folge: erschrockenes Erwachen um neun Uhr! Eine total ungewöhnliche Zeit für mich, und ich stand wie von der Tarantel gestochen neben dem Bett und anschließend den ganzen Tag neben mir. Das Risiko wollte ich heute nicht eingehen.


Früher Vogel?

Bis fünf Uhr hielt ich es noch aus, während die Gedanken – in der Tat wichtige – immer mehr Gestalt annahmen und mich drängten, sie festzuhalten in Notizen. Also stand ich um fünf Uhr auf. Vielleicht, so dachte ich, fängt der besonders frühe Vogel ja extrem dicke Würmer?

Mitnichten. Bis jetzt jedenfalls. Genau in dieser Minute ist es 7:47 Uhr.

Bisher habe ich mir Kaffee bereitet, mein spezielles Müsli genossen und meinen Gedanken nachgehangen, während ich immer wieder nach draußen sah. Wo es dunkel blieb …


Was ist passiert?

Das fragte ich mich. Es ist schon so "spät" und immer noch stockfinster. Draußen sähe ich die Hand vor Augen nicht, wenn ich auf die Terrasse hinausginge. Die Bäume, die dahinter stehenden Häuser – alles in tiefschwarze Dunkelheit gehüllt.

Meine Gedanken reisten, fantasierten: Was, wenn es niemals mehr hell wird? Ist irgendetwas geschehen, das uns das Tageslicht dauerhaft raubt? Ist über Nacht die Sonne aus dem Universum gefallen?

7:50 Uhr – es "dämmert". Aber, dass es hell wird, kann ich nicht behaupten.


Eine Wetterfrage

Natürlich ist die Sonne nicht aus dem Universum gefallen. Wie auch? Keine Ahnung, wie sie sich dort seit Jahrmillionen hält, aber sie fällt auf keinen Fall runter.

Inzwischen jedoch höre ich, dass es regnet. Die Temperatur liegt bereits bei 14 Grad; und das an einem 19. Oktober, also im Herbst. Nein, ich bin keinem Klimawahn verfallen und werde dies auch in Zukunft nicht tun. Das Klima wandelt sich immer, und meines Erachtens ist der Mensch, und wenn er noch so viele Umwelt-Klima-Sünden begeht, nicht groß genug das Klima zu beschleunigen beziehungsweise er hat nicht die Macht, etwas aufzuhalten. Außerdem habe ich Derartiges in meinem Leben schon zu oft erlebt, um es ungewöhnlich zu nennen. Es herrscht Übergangszeit vom Sommer, der spät kam und relativ lange blieb, zum Winter, und in manchen Jahren schwankt die Wetterlage mehr als in anderen. Mir schwebt dabei ein Bild vor meinem geistigen Auge, und da schaut es so aus, als würden Sommer und Winter miteinander ringen. Der Kriegsschauplatz ist der Herbst. Kaum hat sich eine gewisse Kühle scheinbar durchgesetzt, schlägt der Sommer zurück, indem er warme Strömungen zu uns schickt, die die Kühle niederringen. Das geht eine ganze Weile hin und her, bis der Winter doch siegt.

Wie der dann ausfällt ist eine Frage der Lage auf unserem schönen Planeten. Hier in Mitteleuropa sind Hitze- und Frostphänomene eher selten. Meteorologen sprechen gelegentlich von einem 10 bis 15 Jahre-Rhythmus, in dem sich die Phasen abwechseln. Doch in der Regel ist das Klima gemäßigt, was nichts anderes bedeutet, als dass es milde Winter mit moderaten Frösten und selten Schnee gibt und durchwachsene Sommer mit Schön- und Regenwetterphasen im Wechsel.

Die Dunkelheit ist nicht nur dem frühen Morgen geschuldet, weil unser Planet in Herbst und Winter anders zur Sonne steht, sondern auch eine Wetterfrage. Regen, wie jetzt gerade, fällt aus dichten, tiefhängenden grauen Wolken. Wenn die den Himmel verdunkeln, entsteht das Gefühl, es wird nicht mehr hell.


Herbstblues

Nach einer kurzen Pause … inzwischen ist es 8:16 Uhr, und mein Blick wandert nach draußen. Ja, es regnet. Aber: Es ist tatsächlich Tag geworden, auch was die Lichtverhältnisse angeht.

Dunkelheit, die nach dem Ende des Sommers zunimmt, bis zur Wintersonnenwende am 21.12., kann einen allerdings schon mal dazu verleiten, ein bisschen Trübsal zu blasen. Mir persönlich ist das noch nicht passiert, aber ich kenne einige Menschen, die mit dem Herbstblues wirklich zu kämpfen haben. Sie sind dann träge, antriebslos, müde, fühlen sich einfach nicht so schwungvoll und lebendig wie in Frühling und Sommer. Eigentlich logisch! Licht hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden, und zwar für uns alle: Menschen, Tiere, Pflanzen, einfach alles.

Weil ich für mich eine eigene Philosophie begründet habe, mit diesem Wechsel hin zum und durch den Winter umzugehen, schrieb ich vor einigen Jahren einen Blog unter dem Titel "Honigbrot & Milchkaffee". Ich wollte mit meinen Artikeln dazu beitragen, dass Menschen eine andere, positivere Sichtweise auf diese "Herbstblues-Zeit" entwickeln können. Dieser Blog war recht beliebt, und interessierte Leser baten mich irgendwann, das Ganze als kleines Buch herauszubringen. Vor gut zwei Jahren habe ich diesen Wunsch erfüllt und bei epubli das Taschenbuch mit gleichem Titel veröffentlicht.

"Honigbrot & Milchkaffee", Herbstwinterstimmung – Gedanken drumherum und mittendrin; © 2022 bei epubli

Das Buch kann in jedem Online-Buchshop sowie jeder niedergelassenen Buchhandlung bestellt werden.


Endlich wieder hell

Damit beantwortet sich die Frage im Untertitel. Es wird immer wieder hell. Nach der Dunkelheit der Nacht, wie lange sie auch gewesen sein mag, folgt das Licht des nächsten Tages. Das gilt für Tag und Nacht wie für unser Leben. Niemals bleibt es dunkel für alle Ewigkeit, und das Licht erscheint dann, wenn uns das Dunkel am finstersten erscheint. Das ist ein zuverlässiges Gesetz, dem wir stets vertrauen können. – Es sei denn, die Sonne würde … Aber das ist eher unwahrscheinlich und war nur eine kurze Fantasie 😅


Mal sehen, was ich jetzt mit diesem Tag anfange … mhm, ganz sicher schreiben, auf jeden Fall den Geburtstag meines jüngsten Enkelkindes feiern und dann später am Abend zufrieden und dankbar in die nächste dunkle Nacht eintauchen, einschlafen und …

Nun, morgen ist ja Sonntag, da würde ich dann gern ein oder zwei Stunden länger schlummern 😉


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wunderbares Wochenende.


Herzlichst

AF

Beitragsbild von Antonios Ntoumas | www.pixabay.com

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