Mut zur Finsternis

AF • 28. November 2024

Reise ins Unterbewusstsein …


Es ist eine dunkle Zeit, wenn der Herbst über den Oktober hinweg in den November übergeht … Der November macht seinem Ruf, wie meistens, alle Ehre: Er gebärdet sich grau, dunkel, diesig, nebelig, regnerisch, kühl, feucht, aber auch plötzlich seltsam warm. Dieses Auf und Ab nimmt natürlicherweise Einfluss auf unser Wohlbefinden, lässt es ebenso schwanken wie das Wetter.

Irgendwie wird auch alles ruhiger. Eine besondere Stille liegt über allem; wenn nicht gerade ein Herbststurm über das Land fegt.

In dieser Stille bietet sich Gelegenheit, nach innen zu lauschen. Viel eher ist es ein Hineinspüren in unsere Gedanken und Gefühle. Das kann angenehm sein, wenn es beispielsweise mit Erinnerungen an die Sommertage verbunden ist oder irgendeine andere schöne Begebenheit, die man erfahren hat. Es kann allerdings auch unangenehm sein, weil sich in diesem Prozess des nach innen Wendens Bilder und Emotionen offenbaren, die unser Wohlbefinden stören …


Mut zum Hinschauen

Da Sie die bisherigen Beiträge gelesen haben, wissen Sie, wie chaotisch mein Jahr 2024 war, und auch noch ist. Im Außen ist etwas Beruhigung eingekehrt, was ich als segensreich empfinde und sehr dankbar dafür bin. Doch im Innern … ei ei ei, da arbeitet es. Und zwar gewaltig.

Wieder findet ein Buch seinen Weg zu mir: "Krankheit als SOS der Seele" von Henry G. Tietze. Dieses Buch war das allererste seiner Art, das ich vor fast 40 Jahren kaufte, weil mir weder Freunde noch ein Arzt helfen konnten. Die Freunde waren ratlos, der Arzt fand keine Ursachen für das gestörte Wohlbefinden. Von vegetativer Dystonie bis manischer Depression tippte er auf alles und empfahl mir lächelnd bis lachend, eine Zäsur einzulegen: Verreisen Sie mal allein ohne Kinder und Mann. Der hatte gut lachen!! Ich habe das zwar damals schon als Ermunterung aufgefasst, aber rückblickend sage ich heute: Er war so ratlos wie ich selbst!

Ich werde den damaligen Weg nicht detailliert erzählen. Es ist ja Schnee von gestern … nicht wahr?

Das Buch von Tietze hat damals einiges bewegt. Dieses Buch war das erste von ganz vielen, die mich auf meinem Weg seitdem begleiten.

Jetzt hatte ich es wieder in Händen und fand auf Anhieb die Hinweise, die mir jetzt helfen, hinzuschauen


Entspannung als Schlüssel

Im genannten Buch schreibt Tietze über das sogenannte Alphatraining. Wenn man das googelt, findet man unter dem Begriff alles Mögliche, aber nur wenig darüber, was es in der Psychologie bedeutet und dass es eine Therapieform ist, die erfolgreich Anwendung findet. Wer danach sucht, dem empfehle ich, den Begriff Psychologie in die Suche mit einzubeziehen. Dann werden Sie fündig; wobei es wiederum überwiegend Buchtipps sind, die angezeigt werden.

Die Entspannung steht beim Alphatraining als Therapie an erster Stelle. Der entspannte Körper lässt auch den Geist/die Seele zur Ruhe kommen. In einem Zustand fast vollkommener Tiefenentspannung, ist kein Muskel, kein Nerv, einfach nichts angespannt. Nichts zuckt, spannt oder … Der Mensch IST einfach; und das ist schon eine ganz wunderbare Erfahrung!!

Haben Sie so etwas schon einmal bewusst erlebt? – Ich schon! Nur leider viel zu selten. Höchste Zeit also, das wieder zu praktizieren.

Schon das Erreichen eines tiefen Entspannungszustands kann uns Bilder aus unserem Unterbewusstsein liefern, daher ist Entspannung der Schlüssel No. 1.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich das Thema wie auch das Alphatraining sehr vereinfacht darstelle. Das liegt daran, dass ich intuitiv aus allem Gelesenen und Verstandenen das ableite, was mir ganz persönlich praktisch anwendbar, hilfreich und (tatsächlich) sinnvoll heilsam erscheint.


Imagination = Schlüssel No. 2

Tatsächlich bin ich in diesem Moment nicht 100 %ig sicher, dass Imagination der 2. Schritt (oder Schlüssel) ist. Aber da ich mir vor allen Dingen das gemerkt habe, wird es genau das sein, was ich brauche und hier auch teilen möchte: das Imaginieren bestimmter Bilder im Zustand der tiefen Entspannung.

Im Buch wird natürlich darauf hingewiesen, dass Imagination sinnvollerweise mit einem Therapeuten geschieht bzw. geschehen sollte. Der Imaginierende braucht Anleitung, ggf. auch Führung, insbesondere wenn tiefenpsychologische Aspekte die zentrale Rolle im Rahmen einer Psychotherapie spielen.

Aber zur Entspannung, zur positiven Einstimmung kann dieses Alphatraining durchaus ohne Begleitung gemacht werden. Es heißt, dass Alphatraining die Konzentration und Kreativität stärken und uns in eine positivere Grundhaltung bringen kann.


Erkenntnis ist mein Weg

Die Entspannung hat bei mir nun automatisch und ohne Imagination dazu geführt, dass ich mich plötzlich an Dinge erinnere, die mit teilweise sehr unangenehmen Gefühlen verbunden sind. Wir kennen das doch alle: Angst, Wut, Scham, Zorn, Enttäuschung, Verlust, Demütigung … die Liste könnte noch länger werden; das sind Emotionen, die uns nicht gestattet waren und die wir häufig deswegen oder aus den verschiedensten anderen Gründen verbannten. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir sie eingemauert haben in unserem inneren Kerker. Da treiben sie ihr Unwesen unser Leben lang, wenn wir nichts ändern, indem wir ihnen Aufmerksamkeit zukommen lassen. Meistens werden sie immer stärker im Laufe des Lebens und manifestieren sich in unserem Körper, wo Schwachstellen vorhanden sind oder sie lassen solche entstehen, was uns im schlimmsten Fall richtig schlimm krank machen kann. Leider brauchen wir erst die Erfahrung, bevor wir Erkenntnis erlangen.

Dieser Weg Erkenntnis ist der meine! Ich muss verstehen, was vor sich geht, woher etwas kommt und warum es sich zeigt wie es sich zeigt. Nur dann weiß ich, was ich tun kann, um auf meinem Weg weiterzukommen, um mich z. B. auch von diversen Störungen des Wohlbefindens zu befreien. – Und wie meine Erfahrung gezeigt hat, funktioniert das am besten allein! Eigenverantwortlich!

An dieser Stelle danke ich dem Umstand, dass der Arzt damals ratlos war und mich mit seinen vermuteten "Diagnosen" auf einen Weg schickte, den ich bis heute gehe: Ich allein bin verantwortlich dafür, gesund zu sein und zu bleiben bzw. im Falle eines Falles zu werden.

Davon ausgenommen sind absolute Notfälle, die einen ärztlichen Support oder auch Eingriff benötigen. Ausnahme!!!


Unterbewusstes erleuchten

Indem ich mutig hinschaue in das Dunkle des Unterbewusstseins, kann ich sehen, vor allen Dingen aber fühlen, was ich so lange da tief drinnen verborgen gehalten habe. Jeder Gang, der sich mir offenbart – ich führe die Gelegenheiten nicht aktiv herbei, sondern lasse geschehen – macht zunächst Angst, zumindest verursacht er Furcht. Aber mit jedem Schritt, den ich hineingehe, wird es heller.

Hier ist Vertrauen ein wichtiger Schlüssel. Ich kann darauf vertrauen, dass meine Seele mir nicht mehr zumutet als ich ertragen kann. Die Einheit von Körper-Geist-Seele ist es, der ich mich überlasse. Deshalb gehe ich nicht aktiv vor, um irgendwas zu "reparieren", denn so funktioniert das nicht. Es ist das Absichtslose, und zwar von Anfang an beginnend mit der Entspannung, die schon frei sein sollte von jeder Erwartung, das es der Einheit (Körper-Geist-Seele) ermöglicht, genau in dem Maß mit mir zu arbeiten, dass ich selbst die schlimmsten Bilder/Erinnerungen/Emotionen auch verkraften und verarbeiten kann.

Apropos Vertrauen … zu diesem Thema werde ich einen weiteren Beitrag verfassen, denn dieses Thema ist ein sehr umfassendes und ein außerordentlich wichtiges in der heutigen Zeit und Gesellschaft.


Mut zur Finsternis

Den habe ich! Und Sie?

Was kann denn schon passieren? Bilder und Gefühle werden vor allem deshalb als bedrohlich empfunden, weil wir mit dem Verstand darin herumanalysieren und interpretieren, anstatt sie einfach SEIN zu lassen. Hinschauen. In den Bildern lesen. Die Gefühle zulassen. Es ist nicht lebensbedrohlich, es ist heilsam! Und mit jedem Hinschauen, jedem Zulassen und daraus erfahrener Erkenntnis steigert sich das Wohlbefinden.


Fazit:

Ich bin durch Selbsterkenntnis, durch Selbsthilfe reich an Erfahrung geworden und lerne täglich weiter hinzu. Meistens sind es Bücher, die kluge Menschen geschrieben haben und mir bei der Erkenntnis helfen sowie mir Anleitung zur Selbsthilfe sind.

Seltsamerweise hat niemand je einen Wikipedia-Artikel über Henry G. Tietze geschrieben. Er hat keine Internetseite und bietet auch bei YouTube keine "Super-Coachings" an, die das Leben wunderbarer machen, zu Ruhm und materiellem Reichtum führen sollen. Dieser kluge Mensch ist jedoch bei jameda als Psychologischer Psychotherapeut verzeichnet, insofern gehe ich davon aus, dass er noch praktiziert.

In seinem Buch Krankheit als SOS der Seele (dieser Link führt Sie auf die Autorenseite von Henry G. Tietze bei Amazon, wo Sie eine Liste weiterer aufschlussreicher Bücher von ihm finden) hat er am Ende seines Nachworts auch die Adresse seines Instituts für kooperative Psychologie angegeben, samt Telefonnummern. Das Buch ist nach wie vor erhältlich sowohl in Buchhandlungen, bei Amazon (natürlich), ältere Exemplare werden über ZVAB angeboten.


Herzlichst Ihre

AF



Beitragsbild von TheCryingOnion www.pixabay.com

Foto von Uwe Kern www.pixabay.com

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