OUT?

AF • 23. Dezember 2024

Ladies & Gentleman – Umgangsformen Stand 2024


Die Bilder verwirren vielleicht.

Ein Ufo, das ins All entschwebt?

Zwei Igel, von denen einer den anderen im Regen stehen lässt?

Nun, wenn Sie sich umschauen in Ihrem näheren und weiteren Umfeld und über menschliches Miteinander nachdenken, mögen Sie  verstehen, dass ich mir genau dieses Ufo manchmal wünsche, das mich – bitte! – zu meinem „Heimatplaneten“ bringen soll.

Die Gründe: Zwischenmenschliches geht zunehmend den Bach runter, und viel zu oft lassen Menschen einander im Regen stehen; gedankenlos, unaufmerksam oder sogar absichtlich. Wertschätzung auf allen Ebenen ist eine Seltenheit geworden.

Fallen Ihnen noch mehr Gründe ein? Schreiben Sie mir, ich bin ein neugieriger Mensch.


Bin ich altmodisch?

Vielleicht ist „altmodisch“ gar nicht das richtige Wort. Nicht mehr zeitgemäß wäre passender; sofern man überhaupt eine Bezeichnung braucht. Ich bin das, was in der Gesellschaft heutzutage als "Seniorin" bezeichnet wird. Damit ist klar, dass ich einer anderen, früheren Generation angehöre. Ich bin ein Kind, das in den 60ern geboren und über die 70er, 80er … aufgewachsen ist.

In meiner Kindheit und Jugend habe ich gelernt und mir ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen einander mit Respekt und Höflichkeit begegnen.

Wenn man beispielsweise sieht, dass jemand Hilfe benötigt, greift man zu, ohne viel nachzudenken oder etwas im Gegenzug zu erwarten, auch wenn man den Betreffenden gar nicht kennt. Also zum Beispiel: die Tür aufhalten für den Nachfolgenden, ein paar Taschen zum Wagen tragen, wenn man feststellt, dass der andere offenbar allein schwer zu schleppen hat … um nur zwei Gelegenheiten zu nennen, bei denen Hilfsbereitschaft angebracht ist.

Ich selbst erlebe leider oft, dass derjenige, der vor mir ein Geschäft betritt oder es verlässt, mich gar nicht wahrnimmt und die Eingangstür nicht für mich aufhält. Fehlt nur noch, dass er sie mir sogar vor der Nase zuschlägt – was allerdings auch schon mal passierte, und ich hoffe heute noch, es war ein Versehen.

Neulich musste ich des Nachts nach einer Veranstaltung allein durch die Stadt (Köln) zum Parkhaus gehen, obwohl ein mir seit vielen Jahren gut bekannter Mann mich hätte begleiten können, da sein Auto im gleichen Parkhaus stand. Heutzutage ist es leider nicht besonders sicher, sich durch eine auch des Nachts vielbelebte Innenstadt zu bewegen, erst recht nicht als Frau. (War es das jemals?) Aber ich ging allein. Während meiner Fahrt nach Hause dachte ich, dass es das früher nicht gegeben hat. Ein Mann begleitete eine Frau nach Hause, wo er sie wohlbehalten ablieferte. Er tat das vor allem aus Beschützer-Instinkt – und „natürlich“, weil er gute Umgangsformen hatte.

Heutzutage ist das leider anders.

Es mag „altmodisch“ erscheinen, aber ich lege immer noch Wert auf gute Umgangsformen, und dazu gehört auch, dass Mann ein Bewusstsein dafür hat, dass Frauen schutzbedürftig sind; zumindest hin und wieder, aber besonders draußen während der Nachtstunden. ich gedenke nicht, meine Meinung darüber zu ändern, sprich sie zeitgemäß anzupassen. Wenn also die sogenannten Herren der Schöpfung sich als Beschützer einsetzen, ist das in meinen Augen viel mehr als ein netter Zug. Es ist durchaus ihre Aufgabe. Sie wissen es nur nicht mehr. Dass sie es vergessen haben, sind wir Frauen allerdings selbst schuld. Wir können ja sonst auch alles allein …

Aber das Ding mit der Gleichberechtigung, Emanzipation und deren Kehrseiten ist ein noch anderes Thema, das – Sie werden mir zustimmen – einen eigenen Beitrag verdient.


Miteinander – Füreinander

Der Umgang zwischen Mann und Frau ist die Keimzelle für das große Ganze, und zwar in jeder Hinsicht, behaupte ich. –

Lassen Sie das mal wirken … *fingertrommel* …

Aber: Es ist ja so still hier! Sie widersprechen nicht?

Ach so, darüber haben Sie noch nicht nachgedacht?

Darf ich fragen, wie alt Sie sind und zu welcher Generation Sie gehören?

Nun gut, ich komme lieber wieder zurück auf den Punkt: Keimzelle = Eltern – Familie!

Alles ist – nicht nur meiner Ansicht nach – darauf zurückzuführen, wirklich ALLES!, und was sich dann über das familiäre Umfeld in die ganze Gesellschaft ausbreitet.

Mann und Frau sollten (!) höflich, respektvoll miteinander umgehen. Liebevoll sollte es zugehen, und ich meine das gesamte Miteinander. Die LIEBE ist sehr viel mehr und deutlich größer als der Mensch im Allgemeinen recht beschränkt denkt.


Warum die Eltern wichtig sind: Der kleine Mensch lernt zuallererst durch Abgucken. Er ahmt nach. Er lächelt, wenn man ihn anlächelt. Er ahmt Mimik und später auch Laute nach. Der kleine Mensch beobachtet seine Umgebung aufmerksam und macht genau das, was seine Eltern tun, soweit es ihm möglich ist.

Schon diese kurze Beschreibung sollte jedem Erwachsenen deutlich machen, wie wichtig das eigene Verhalten und das Miteinander sind, wenn ein kleines Wesen zuschaut, weil es nämlich abfärbt. Das Ganze setzt sich über viele Jahre hinweg fort …

Man könnte salopp sagen: Der Same ist gesät, nun mag die Pflanze wachsen und gedeihen, und waren die Eltern gute Beispiele für menschliches Verhalten und liebevolles Miteinander, werden die Kinder genau das übernehmen. – Das wäre der Idealfall.

Keine Frage, dass die Realität eine andere war und ist zu allen Zeiten; und mal davon abgesehen, dass Eltern heute nicht mehr nur aus Mann + Frau, sondern auch aus Mann + Mann oder Frau + Frau bestehen können.

Eine seltsame Verrenkung menschlichen Miteinanders, wenn man den Aspekt des „Beispiels“, den die erziehungsberechtigten Eltern liefern … mhm …

Manchmal habe ich da Zweifel, inwieweit ein kleines Wesen da für sich selbst den Weg in die Zukunft …

Oh, neee!!! An dieser Stelle wechsle ich den Gedankenpfad. Möge ein jeder glücklich sein und werden, wie es ihm beliebt, das ist meine Devise. Und welche Auswirkungen das in ferner Zukunft haben könnte oder nicht, das muss ich nicht mehr miterleben, was ich im Übrigen sehr gut finde!

Der Mensch jedenfalls und sein Verhalten sind zurzeit noch vorwiegend durch gesellschaftliche Normen und Traditionen geprägt, mit denen wir alle seit gefühlt ewiger Zeit leben. Das war und ist nicht immer zum Vorteil für das Menschsein. Aber deswegen lernen wir ja, um (besser) zu verstehen und aus Erfahrung klug zu werden. Die Prägungen allerdings verblassen allmählich.

Wie auch immer: Es bleibt dabei, dass der Mensch (auch) wird, was er wird, insbesondere dadurch, dass er im Elternhaus die wichtigen Grundlagen mit auf seinen Lebensweg bekommt. Wie sich die Qualität im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert hat, darüber könnte man diskutieren.


Sterben sie aus, die guten Umgangsformen?

Es gibt Menschen, die ihre Nasen rümpfen und sich sogar abfällig äußern, sobald die Rede auf „gute Umgangsformen“ kommt. Noch sind diese nicht in der Überzahl, auch wenn es sich an manchen Tagen so anfühlt. Es sind halt moderne Zeiten, stelle ich oft fest. Aber mal überlegen  …  mhm, wie viel Moderne braucht der Mensch? Und muss der gute Ton des Umgangs zwischen den Menschen unter dem Fortschritt einer Gesellschaft leiden? Kann man die Veränderungen überhaupt als Fortschritt bezeichnen? Fragen über Fragen. Hört man heute einer Gruppe von Jugendlichen zu, wie sie miteinander sprechen – falls sie nicht nur zusammenstehen und sich WhatsApp-Nachrichten schicken –, kann man schon mal die Hände überm Kopf zusammenschlagen.

Warum? Tja, wo fange ich an, wo höre ich auf?

Bei vielen hat ja schon der Wortschatz gelitten, und in dem Wenigen, das davon übrig blieb, finden sich seltsame Wörter, die nur sie selbst verstehen und/oder Redewendungen, die man sich als normal denkender Mensch, als der ich mich sehe, erstmal durch die Hirnwindungen schicken muss, um sie annähernd richtig zu interpretieren. Und kann dabei immer noch falschliegen.

Das Verhalten untereinander … ach, nein. Ich mag nicht mehr. Jetzt höre ich auf.


Ich komme mir schon vor wie eine schrullige Alte, die nur noch Schwarzsieht und rumnörgelt, an der „Jugend von heute“ kein einziges gutes Haar lässt und mit Leichenbittermiene durch die Gegend schleicht. Aber so ist es nicht!! Neben all dem, was nicht und nicht mehr ist, bezogen auf gute Umgangsformen, weiß ich sehr wohl um die, leider spärlich gesäten, Ausnahmen. Glücksfälle, nenne ich sie und bin jedes Mal total happy, wenn mir so eine Ausnahme begegnet. Es geht also doch noch, denke ich dann und frage (leider) sofort wieder, warum das so selten geworden ist.


GANZ WICHITG!!!  Ich habe hier nur von Jugendlichen geschrieben. Aber ich muss sofort etwas richtigstellen: Es sind auch Menschen  meines Alters, die ihre gute Kinderstube offensichtlich vergessen haben. Komischerweise sind es überwiegend Männer.

Wie kann das sein??

Ach, ich bin nach all den Jahren der Beobachtung, Wahrnehmung, des Hinterfragens und Analysierens … zu dem Ergebnis gelangt, dass das Ego männlich sein muss. Eigentlich müsste es aus diesem Grund „der Ego“ heißen und nicht das Ego, finden Sie nicht?

Zu dieser Erkenntnis bin ich gelangt, weil das Ego faul, bequem, gefräßig … und oft sogar blöd ist. Hier ist der Fortschritt in der Gesellschaft echt komplett danebengegangen!! Der Fortschritt, bestehend aus wachsendem virtuellem Dasein und Social Media mästet das Ego, besonders das männliche.

Stichwort Gleichberechtigung: Ego könnte auch weiblich sein … dann müsste es eben „die Ego“ heißen. Nur mal nebenbei bemerkt. Dass meine Erfahrungen überwiegend aus Begegnungen mit Männern resultieren, ist (vermutlich) nur unglücklicher Zufall.

Trotzdem: Bei der oben beschriebenen Begebenheit, als mir jemand die Türe vor der Nase zuschlug, war es … na? Ja, genau! Das war ein Mann! Absicht oder nicht? Egal. Und bei der Sache mit dem Türaufhalten, sind es tatsächlich fast ausnahmslos die sogenannten Herren der Schöpfung, denen es eigentlich in den Genen liegen müsste, einem weiblichen Wesen die Türe aufzuhalten und, weil sie kräftiger sind, gelegentlich auch die Einkaufstüten zum Auto zu tragen oder die Treppe rauf. – Übrigens gibt es natürlich auch Beispiele, in denen Frauen sich nicht höflich, aufmerksam, respektvoll etc. verhalten. Aber es würde jetzt den Umfang dieses ohnehin langen Textes garantiert sprengen, wenn ich das Thema noch weiter ausbreiten würde.

Also, nicht nur vielen Jugendlichen mangelt es an guten Umgangsformen, auch Erwachsenen zwischen 18 und 108.


Was können wir tun, damit gutes menschliches Miteinander niemals „OUT“ sein wird?

Gute Frage, nicht wahr? Fällt Ihnen eine Antwort ein? Ja, denken Sie ganz in Ruhe darüber nach. Jetzt ist ja Weihnachten. Das Fest der Liebe. Die Zeit der Einkehr, der Besinnung … ein bisschen die vergangenen Monate Revue passieren lassen … Auf jeden Fall Zeit genug, sich über den Zustand unserer Gesellschaft Gedanken zu machen und auch darüber, was jeder Einzelne tun kann, und eigentlich tun MUSS, damit wir uns das fried- und liebevolle Menschsein in Liebe erhalten.

Mir hat eine kluge, geradezu weise Frau mal gesagt: „Angelika, du kannst und musst nicht die ganze Welt retten. Wirke in deinem eigenen Umfeld und es wird sein, als hättest du einen kleinen Stein ins Wasser geworfen. Während er absinkt auf den Grund, entstehen um seine Eintrittsstelle im Wasser immer größere Ringe … So wirkt dein Tun über dein Umfeld in das weitere Umfeld hinein und so weiter und so fort.“

Sie hat Recht, und so habe ich damals schon beschlossen, kein Raumschiff zu besteigen und niemanden im Regen stehen zu lassen . Ich bleibe die Pflanze, die ich geworden bin, auch durch die Einflüsse der für mich verantwortlichen Erwachsenen. Auch und obwohl deren Einfluss mitunter sogar schädlich war. Doch das ist immer etwas für die eigene Persönlichkeitsentfaltung: erkennen, einsehen, verändern. Das liegt immer in den eigenen Händen, der eigenen Verantwortung.

Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, werde auch, so lange ich lebe, meine guten Umgangsformen pflegen und hoffe, dass dieser Stein im Wasser der Gesellschaft ganz riesig weite Ringe verursacht.


Herzlichst

AF




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