Countdown 2024

AF • 27. Dezember 2024

Tag 5 von 5


Die Kehrseite von Komfort

erläutert am Beispiel der Zentralheizung




Ein Fieberthermometer?

Nein, ich bin nicht erkrankt.

Wie bin ich denn auf dieses wohlbekannte Relikt früherer Messung der Körpertemperatur gekommen?

Das erzähle ich Ihnen, und ich versuche, mich bei dieser recht komplexen Geschichte so kurz wie möglich zu fassen.


Energie zum Aufwärmen von Räumen

Die Rede ist von Gas. In einem meiner vorangegangenen Beiträge hatte ich von dem Schock über meine Neben- und Heizkostenabrechnung erzählt. Das war, meine ich, schon im September. Ob Sie’s glauben oder nicht, seitdem recherchiere ich in nahezu jeder freien Minute über die Art und Weise, wie wir den kostbaren Brennstoff „Gas“ verbrauchen, wie er für Wärme in unseren guten Stuben sorgt und dieser Verbrauch an Energie gemessen und uns letztendlich in Rechnung gestellt wird.

Das funktioniert in Mehrfamilienobjekten mit einer Zentralheizung über sogenannte HKV = Heizkostenverteiler. Sie wissen schon, die Dinger mit den Röhrchen an den Heizkörpern. Die gibt es aber kaum noch. Zum Einsatz kommen inzwischen vermehrt digitale HKV, die obendrein fernabgelesen werden können. (Hurra! Nie wieder einen Termin versemmeln, an dem der Ablesemann kommen wollte.)

Diese Dinger musste ich wegen meines Widerspruchs gegen die NK- und HK-Abrechnung genau unter die Lupe nehmen. Es war ja sonnenklar, dass die Verwaltung meinen Widerspruch nicht so einfach akzeptieren würde. Es mussten Fakten her!!

Der Hersteller dieser HKV in meiner Wohnung ist auch der Fernableser. Äußerst praktisch! Den hab ich angeschrieben und die Situation nach und während des Rohrbruchs und der Trockenzeit mit SECHS Bautrocknern geschildert und nicht mit einem, wie die Verwaltung es erzählt hatte. Techniker haben dann – hallelujaaahhhhhh!! – bestätigt, dass die Raumwärme = Umgebungstemperatur den einen der beiden Sensoren sehr wohl beeinflussen kann und diesen dann Messwerte produzieren lässt, die mit einem tatsächlichen Verbrauch null und gar nichts zu tun haben.

Es erfolgte eine Neuberechnung, und ich spare ein bisschen was.

Aber … wie funktionieren die Dinger eigentlich?


Messwerte

Die umfangreichen Unterlagen, die mir die Verwaltung freundlicherweise nach 5 Wochen Wartezeit endlich zur Verfügung stellte, habe ich akribisch zu entschlüsseln versucht. Eigentlich wollte ich nur wissen, welcher Preis für die Kilowattstunde gezahlt und ob auch die Gaspreisbremse berücksichtigt wurde, um die Abrechnung zu prüfen.

Zunächst stellte ich fest, dass der Abrechnungszeitraum der Jahresgasrechnung des Lieferanten am 1. Oktober eines Jahres beginnt und  am 30. September des folgenden endet. Hingegen ist der Abrechnungszeitraum für die Neben- und Heizkosten der Verwaltung  genau auf den 1.1. bis zum 31.12. eines Jahres terminiert. Doch ich kann ja rechnen und logisch denken, insofern war das nicht schwer gewesen. Der Verbrauch wird dann in Kilowattstunden in Rechnung gestellt, das ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Woher kommt dieser Wert?

Ich war irritiert. Das, was am Heizkostenverteiler nämlich ablesbar ist, sind sogenannte „Einheiten“ … Hä? Und was ist das genau?

Müsste man ja umrechnen können, dachte ich, und suchte im Netz nach der Formel. Google weiß (fast) alles, aber liefert nur die Formel für die Umrechnung von Kubikmeter Gas in Kilowattstunde. Ich kam also so nicht weiter, und Google kann nichts dafür.

Um diese Story abzukürzen:

Die Messwerte lassen sich  nicht in Kubik oder Kilowatt umrechnen.

Die Messwerte sind einfach Messwerte. 

Das zugrundeliegende Mysterium erschließt sich dem Laien nicht, und man kann nur hoffen, dass die sogenannten Fachleute es können.


Thermostat

Im ersten Quartal 2023 ging der Heizkessel der Zentralheizung kaputt. Genauer gesagt brannte er, und ich glaube, wir hatten ein bisschen Glück, dass uns das alte Ding nicht um die Ohren und das Haus in die Luft flog. Jedenfalls war ein „Heizungsfachmann“ bei mir und erläuterte mir das Prinzip der Heizungsthermostate. „Stellen Sie die Temperatur wie gewünscht ein und lassen Sie die Heizung so laufen. Nur wenn Sie lüften drehen Sie das Ventil auf das Sternchensymbol oder ganz auf null. Nach dem Lüften drehen Sie wieder zurück auf die zuvor eingestellte Wohlfühltemperatur. Während der Nacht senkt sich die Temperatur ja automatisch ab. So sparen Sie eine Menge Energie. Mehr, als wenn Sie die Heizung ab- und wieder anstellen nach Bedarf."

Aha! Ich war erleichtert und erfreut, endlich jemand, der mir das einfach erklären konnte. Und so machte ich das seitdem.

Nun haben diese Ventile mit eingebautem Thermostat nach einer gewissen Zeit leider auch Abnutzungserscheinungen. Dann funktionieren sie nicht oder nicht richtig. In dem Haus, in dem ich wohne, werden diese Dinger nicht gewartet oder wenigstens  gelegentlich kontrolliert. Da muss ich als Mieter schon von selbst drauf kommen, spätestens wenn die Heizung im Büro regelrecht glüht, obwohl das Ventil nur mini-mini-minimal aufgedreht wird. Das heißt, nicht etwa auf die empfohlene Einstellung „2“ oder „2,5“, was einer Raumtemperatur von ca. 16 bis 20 Grad entsprechen soll (lt. Betriebsanleitung u. Heizungsfachmann), sondern gerade mal so weit aufgedreht, dass das leise Knacken zu hören ist, wenn sich innen das Ventil öffnet.

Glauben Sie ja nicht, der Heizkörper kühlt sich wieder ab, sobald die Raumtemperatur erreicht ist. Bei dieser minimalen Öffnung müsste das bei ca. 14-15 Grad im Raum allerspätestens passieren. Aber nix da! Der Heizkörper glüht ohne Unterbrechung … und das tat er sicher auch des Nachts – leider. Dass sich in diesem kleinsten Raum der Wohnung die sogenannten Messwerte am HKV  mittlerweile in schwindelerregenden Höhen bewegen, bereitet mir inzwischen echte Sorgen.

Soviel zu der vermeintlich erhellenden Schulung durch den Heizungs“fachmann“. Schön wär's, wenn ich darüber lachen könnte.

Nun, ich habe die Verwaltung informiert und gebeten, dass jemand kommt und sich die Thermostate hier mal hinsichtlich ihrer Funktionalität anschaut. – Meine Klagen sind die Mitarbeiter mittlerweile schon gewohnt. Tut mir ehrlich leid, aber es macht ja sonst niemand.

Also Thermostate sollten einwandfrei funktionieren, und dann kann man sie auch richtig bedienen.


Abrechnung und Vertrauen

Auf eine geheimnisvolle Weise wird aus den Einheiten, die die Heizkostenverteiler summieren/anzeigen am Ende der Verbrauch errechnet. Sehr spannend!! Aber wie geht denn das??

In der Nebenkostenabrechnung, in die seit 2 Jahren die Abrechnung der Heizkosten lediglich mit wenigen Daten integriert ist, sind folgende Angaben zu finden: 30 % des Betrages der Gesamtkosten wird auf die Wohnfläche umgelegt, 70 % des Betrages an Gesamtkosten wird als Verbrauch abgerechnet. Aus 30 % resultiert ein Euro-Betrag anteilig für meine Wohnung. Die 70 % werden aus der Gesamtsumme der HKV-Einheiten – ebenfalls wieder anteilig gemäß der in meiner Wohnung gemessenen Werte – dann nicht nachvollziehbar in einen Euro Betrag umgerechnet, der Fakt ist bzw. sein soll für die Verbrauchskosten.

Das versteht kein Mensch, weil es keine Umrechnungsmöglichkeit gibt, die zeigt, wie viele Kilowattstunden gemäß der Messwerte angefallen sind, und es gibt ja keine Angabe über den Preis je Kilowattstunde und die Höhe des Grundpreises; alles Daten, die der Gasanbieter liefert und die Verwaltung an die Mieter weiterzugeben hat.

Aus dem Grund ließ ich mir die Unterlagen schicken, aus denen ich leider nur ungefähr schlau wurde.

Im Grunde genommen ist man als Zentralheizungsnutzer auf Gedeih und Verderb angewiesen darauf, zu vertrauen, dass alles schon irgendwie irgendwo seine Ordnung hat. Blindes Vertrauen, nennt man das.

Sollte ich das wirklich tun? Ich bin kein Freund davon und denke: NEIN.


Beliebte Irrtümer

Ohne jetzt alles aufzulisten, was ich in Foren und bei Fachleuten erfahren konnte, nenne ich nur einen der beliebten Irrtümer. Und die Erkenntnis daraus widerlegt vor allen Dingen das, was mir der sogenannte Heizungsfachmann voriges Jahr erzählte. Dass es nämlich energiesparender und deswegen kostenbewusster sei, eine einmal eingestellte Temperatur dauerhaft beizubehalten, weil das Wiederaufwärmen erheblich mehr Energie verpulvern würde. Ja, es braucht einen heftigen Schub an Energie,  die Wohlfühltemperatur wieder zu erreichen, wenn sich der Raum runtergekühlt nach Absehen der Heizung. Aber der Raum speichert ja auch eine gewisse Wärme, sodass man den Thermostaten nach dem Hoch-Heizen gleich wieder runterdrehen kann.

Oder: Man heizt Räume generell nur dann, wenn wir vorhaben, uns darin aufzuhalten.

Der Grund: Die beiden Sensoren der digitalen HKV registrieren die Wärme a) des Heizkörpers, b) der Umgebungstemperatur UND – das ist für mich der interessanteste Aspekt – c) das unterschiedliche Temperaturniveau zwischen Außen und Innen. Und hier versucht dann die Einheit von Heizung, Thermostat und HKV einen Ausgleich herzustellen – oder zu errechnen?

Mannometer noch mal!!! Das muss doch irritieren, meinen Sie nicht auch?

Ich denke, das funktioniert mit dem vermutlich sehr komplizierten Rechnungsdingsbums innerhalb der HKV, denn das sind salopp gesagt klitzekleine Computerchen.

Fragen Sie mich bloß nicht, wie! Die Mysterien um diese Dinger nahmen bisher täglich zu.

Aber dieser eine Irrtum hat mir gereicht. Ich habe jetzt alle Heizkörper runtergedreht.


Wir sind ziemlich verweichlicht und machen andere damit reich

Sie wissen schon, dass wir Winter haben, nicht wahr? Auch dass die Winter seit ein paar Jahren mal wieder eher mild ausfallen, ja?

Draußen müssen wir uns trotzdem warm anziehen. Dumm, wer’s nicht tut. Aber müssen wir drinnen im T-Shirt rumlaufen?

Die meisten Menschen meinen: JA. Schließlich hat man eine Heizung, und man zahlt eine Menge Geld dafür, dass die Bude in Herbst und Winter gescheit warm ist. So!

Denken Sie ein bisschen nach … Wer hat etwas davon, dass wir derart verweichlicht sind (oder so hohe Ansprüche pflegen) und auf das warme Stübchen bestehen, wofür wir außerdem eine Menge Euronen berappen?

– Hier ein Gedankenstrichlein, für eine Denkpause …

Weiter geht’s!

Es ist bei genauerer Betrachtung höchst widersprüchlich, dass genau die Leute, die das Energiesparen propagieren und uns seit geraumer Zeit unsere Haushaltskassen mit allerlei „Abgaben“ belasten, teilweise in Aufsichtsräten von Energiekonzernen sitzen oder zumindest ein paar Aktien von diesen besitzen. Energiesparen aus dem Munde dieser Politiker ist eigentlich eine Luftblase!

Fakt ist, dass Energie ein ebensolches Gut ist wie Lebensmittel, Möbel, Kleidung, Auto etc. etc. etc. Und in einer Konsumgesellschaft soll gefälligst verbraucht werden. Verstanden? Basta!! Wir SOLLEN VERBRAUCHEN.

Wenn wir das nicht mehr tun, sind Arbeitsplätze und Aktienkurse in Gefahr.

Wollen Sie das verantworten??

Ich schon!!! Und zwar voll bewusst!!

Wie ich das in Sachen Heizen mache?

Also erstens habe ich genug warme Kleidung im Schrank. Den heißgeliebten Rollkragenpulli trugen wir früher ja auch anstandslos von früh bis spät, andernfalls hätten wir gefroren. Die gute Stube war meistens erst am Abend kuschelig warm – geheizt mit Holz und Kohle oder Öl, gegebenenfalls auch mit einem elektrischen Radiator. Ich will nicht im T-Shirt hier rumlaufen und ohne Socken.

Geheizt wird ab sofort nur, wenn Besuch kommt. Dem möchte ich nicht abverlangen, sich in Pulli oder Pelz und Snowboots warm einhüllen zu müssen, um an meiner Kaffeetafel nicht zu frieren.


»Ich mache einfach nicht mit«

Dies ist mein Beschluss am 5. Tag vor dem Ende dieses 2024: Ich entziehe mich wie schon in manchem Bereich jeglicher Irreführung, die ich im Übrigen für beabsichtigt halte.

Damit spare ich a) Energie und b) sauerverdientes Geld und bewahre c) meine Gelassenheit.

Es ist ein unglaublich gutes, geradezu triumphales Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben bzw. sich diese zurückzuerobern. Es ist Freiheit. Es ist Macht.

Mancher mag meinen, dass ich doch dem schönen Komfort nicht entsagen kann, dass ich doch vernünftig sein muss, schließlich sind viele Dinge von Menschen erfunden, geschaffen und kreiert worden, die das Leben erleichtern. Mag sein, und da will ich überhaupt nicht widersprechen. Die Balance ist wichtig. Aber die haben wir Menschen ziemlich verloren, und mit „wir Menschen“ meine ich die breite Masse, die den verschiedensten Einflüssen (Werbung, Nachrichten, Politik) meistens blind folgt, ohne gründlicher darüber nachzudenken, zu hinterfragen, ja, mitunter noch nicht mal eine wirklich eigene Meinung zu haben. Wenn man keine eigene hat, nimmt man die, die einem angeboten wird, z. B. durch die Medien mit Nachrichten, Werbung und dem, was Politiker so kundtun. Kann gut sein, kann auch nicht gut sein.


Fazit: Jeder hat die Wahl und entscheidet für sich selbst.

Aber Entscheidungen für sich selbst haben Auswirkungen auf das Umfeld; so oder so, und das sollte jeder bedenken.

Ich wähle seit längerer Zeit schon ein naturnahes, an menschlichen Bedürfnissen orientiertes Leben, in dem Manipulationen von außen, die in mir nicht erforderliche Bedürfnisse erst wecken, weitestgehend unmöglich sind. Diese Mechanismen zu durchschauen, ist ein großer Gewinn. Eigenverantwortlich sein, bedeutet Freiheit und letztlich auch Macht.

Aber wie ist das nun mit der »Kehrseite von Komfort«, die da oben als Untertitel steht? Es hat alles eine Kehrseite. Jeder muss eben schauen, wie viel Komfort in seinem Leben nötig ist und wie viel Geld (Freiheit und Macht über das eigene Leben) er dafür abzugeben bereit ist. Er muss sich aber auch bewusst sein, dass er sich ziemlich ausliefert, abhängig macht und darf sich dann nicht darüber beklagen.


Morgen geht’s weiter mit Tag 4 vor dem Ende.

Bleiben Sie dran!


Herzlichst

AF



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Foto von moritz320 www.pixabay.com






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