Wind in den Segeln

AF • 1. September 2024

Ein neuer Sturm

Vor fünfeinhalb Jahren setzte ich die Segel Richtung Westen, und ich war fest entschlossen, in einer neuen "Kolonie" sowohl Wurzeln
zu schlagen als auch ein neues soziales Umfeld zu gründen. Der drei Jahre währende "Sturm" Corona vereitelte durch restriktive Maßnahmen, wie Lokalschließungen, Veranstaltungsverbote und Einsperrung beides. Seit dieser "Sturm" überstanden ist, hat sich vieles geändert.

Erst war es nur ein leichter Rückgang der Aufträge. Mitten in dem Drama um den Rohrbruch in meiner Wohnung vergaben Auftraggeber ihre Projekte an Kollegen, weil ich nur eingeschränkt arbeiten konnte oder verschoben sie auf irgendwann. Andere Projekte, die mir als "geplant" angekündigt wurden, haben sich möglicherweise inzwischen in Luft aufgelöst, wie es scheint. Denn ich höre nichts mehr davon. Das Neue hingegen schwebt bisher nur als skizzierter Entwurf über mir … abwarten.

Und während ich abwarte, platzt mir die Ankündigung eines neuen Sturms ins Haus.


Ein Fehler, den ich nie wieder machen werde

In Anbetracht meiner momentanen Situation bin ich natürlich nicht untätig. Im Gegenteil. Stets bestrebt, großes Unheil zu verhindern, wenn es sich am Horizont abzeichnet, richte ich meine Planungen danach aus bzw. passe sie den veränderten Verhältnissen an oder verwerfe sie auch. Bis zum 1. Januar des kommenden Jahres, so glaubte ich überzeugt, würde ich über die Runden kommen und entspannte mein sorgengeplagtes Gemüt.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich Freitag auf Samstag in der Nacht kurz vor 24 Uhr heimkam und den Fehler machte, um Mitternacht noch eben schnell die Post der Hausverwaltung zu öffnen. Dass ich diesen Fehler nie wieder begehen werde, dürfte klar sein, denn die Geisterstunde währte danach bis 3 Uhr morgens. Seitdem wollen mich die Gespenster nicht in Ruhe lassen.


Blattschuss!

Zum einen überraschte es mich, dass ich bereits Ende August die Nebenkostenabrechnung für 2023 aus dem Umschlag zog, die gewöhnlich erst im November ins Haus flattert, zum anderen haute mich die geforderte Nachzahlung sowie die – für meine Verhältnisse – drastische Erhöhung der Nebenkosten aus den Socken.

Ja wie jetzt? Weiß doch jeder, dass die Nebenkosten wegen Gaspreis und so durch die Decke gegangen sind, mögen Sie denken.

Klar, weiß ich auch. Und mit einer Nachzahlung hatte ich (selbstverständlich) gerechnet. Sie ist bloß exorbitant hoch und trifft mich in einer Situation, in der ich nahezu mittellos bin. Hätte ich diese Abrechnung wie üblich im November erhalten, wäre es kein Problem gewesen. Aber zum aktuellen Zeitpunkt fühlt sich das an, als hätte man mir einen Blattschuss versetzt.

Übrigens die sogenannte "staatliche Hilfe" für derartige Fälle wurde mir bereits Anfang August abgelehnt.


Ungewöhnlich – und das wirft Fragen auf

Tja, was soll ich sagen? Es fühlt sich seltsam an, und es wirft zunächst die 1. und wichtigste Frage auf, die direkt aus meinem Bauch in den Kopf stieg: Haben alle anderen Parteien des Hauses, in dem ich wohne und arbeite, auch ihre NK-Abrechnung erhalten oder nur ich? Warum ich mich das frage?

Folgendes war passiert: Am 19. August informierte ich die Hausverwaltung, dass der von mir genutzte Kellerraum leider sehr feucht ist. Ich musste einiges entsorgen, weil die Dinge angeschimmelt waren bzw. völlig durchfeuchtet. Ich werde den Raum nicht mehr nutzen (können). Da die Rohrbruchsache ja behoben wurde und der Raum keine nassen Stellen an den Wänden aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass es eine andere Ursache geben wird. Hilfsbereit wie ich bin, habe ich das in meiner Nachricht als Überlegung mitgeteilt. Daraus abgeleitet stelle ich mir Frage Nr. 2: Könnte die vorgezogene NK-Abrechnung die Antwort auf meine Info sein?

Nein, ich leide nicht unter Verfolgungswahn *lach*. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich im Zuge der Sanierung meiner Wohnung nach dem Rohrbruch ein paar Mängel aufgezeigt hatte, bei denen immer nur Symptombeseitigung und Bastelei zur Anwendung gekommen waren, jedoch die Ursache bestehen blieb, braucht man nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, dass man sich einer solch unbequem gewordenen Mieterin möglichst galant und regelkonform entledigen will.

Denn merke: Die meisten  Eigentümer wollen in erster Linie Miete kassieren und sich nicht weiter kümmern. Das ist ein Erfahrungswert; und diese Erfahrung habe ich in über 45 Jahren Mieterdasein nur ein einziges Mal, und zwar in meiner aktuellen Wohnung gemacht. Sobald dieser Vermieter gezwungen ist, Geld in die Hand zu nehmen für die Pflege der Immobilie, zeigt er sich als Geizhals. Insofern liegt die Vermutung durchaus im Bereich des Möglichen, dass ich mit meiner Überlegung, dass der feuchte Kellerraum ggf. auf die Dachentwässerung zurückzuführen sein könnte, einen Nerv getroffen habe, der seit der Rohrbruchsache mit all ihren hässlichen Folgen immer noch sehr gereizt ist.

 (Nachtrag: Eine Nachbarin reagierte befremdet, nein, sie habe keine Abrechnung bekommen.)


Zeichen??

Es ist eine mehr als traurige Tatsache, dass ich in meiner eigentlich schönen Wohnung seit meinem Wiedereinzug nach Rohrbruch und Klinikaufenthalt nicht mehr "ankomme". Gerade hatte ich zumindest so aufgeräumt, dass ich mich wieder hätte wohlfühlen können, da entdecke ich den feuchten Kellerraum. Die Altakten, zu deren Aufbewahrung ich ja als Freiberufler verpflichtet bin, lagerten dort. Unzählige Belegexemplare hatte ich in Kisten dort aufbewahrt, und auch die jeweils nicht benötigte Jahreszeiten-Garderobe bringe ich immer in einem kleinen Extraschrank unter. Nur weil ich den Rasenmäher brauchte, fiel mir überhaupt auf, dass es da unten feucht, modrig, schimmelig riecht und einige Dinge bereits durchfeuchtet bzw. angeschimmelt sind.

Nein, ich habe nicht gemeutert, ich habe nur informiert. Und ich habe auch keinerlei Ansprüche gestellt. Denn ich habe genug Ärgernisse hinter mir. Dazu gehört jetzt auch die Nebenkostenabrechnung, in der sicher bei den Heizkosten die beiden Monate, in denen ich hier gar nicht gewohnt habe, voll als Verbrauch einfließen. Was ja gar nicht sein kann.

Inzwischen habe ich  fast alles Verschimmelte und modrig Stinkende beim Sperrmüll entsorgt und meine Akten, Bücher etc. alles wieder in die Wohnung geholt. Nun sieht es hier fast wieder aus wie kurz nach der Rohrbruchgeschichte. Absolutes Chaos und eine (sorry!) Scheiß-Situation! Fast entsteht der Eindruck, als würde ich mich für einen Auszug rüsten.


Wenn ich das alles mal aus der Vogelperspektive betrachte, glaube ich wirklich an eindeutige ZEICHEN.

Dieser Ort hier, den ich mir einst ausgesucht habe, ist nicht mehr passend für mich.


Zeit, die Segel neu zu setzen

Wie ich jetzt aus dem NK-Nachzahlungsdesaster herauskomme? 🤷🏼‍♀️ Keine Ahnung!

Vermutlich kündige ich die Wohnung zeitnah und verschwinde. Einen potenziellen Nachmieter hätte ich (evt.) bereits im Haus …

Noch wahrscheinlicher ist: "Man" kündigt mir. Denn ich muss ja auf jeden Fall mitteilen, dass ich diese Nachzahlung nicht leisten kann. Und schon gar nicht bis zum 22.09.; wie sind die denn drauf?? Nein, es läuft, wie gesetzlich geregelt innerhalb 30 Tagen.

Nicht jetzt jedenfalls könnte ich der Aufforderung nachkommen. Vielleicht im November. Doch die erhöhte Miete ab 1. Oktober werde ich nicht in der gewünschten Höhe zahlen können. Beides liefert Gründe, um mir die Bude ordentlich kündigen zu dürfen.

Was ist sonst noch möglich? Ratenzahlung? Mhm, von nix kann ich auch keine Rate zahlen. Stundung? Das gibt Zinsen, nicht wenige, und ich wage zu bezweifeln, dass das im Sinne der Herrschaften liegt.


Eigentlich ist es völlig einerlei, ob man mir oder ob ich ihnen die Kündigung zukommen lasse.

Auch die Frage nach dem Wann ist irrelevant.

Mein Boot schaukelt bereits unruhig im Wasser, angefüllt mit Ideen, mit Gedanken und mit einer Sehnsucht nach dauerhaft guter Aussicht. Sobald ich eine schöne, bezahlbare Wohnung im Norden Deutschlands vor mein Fernrohr kriege, setze ich die Segel. Vielleicht mit Kurs auf Nord-Nord-West …


Wie kann es jetzt noch besser werden?

Das wird besser, soviel ist klar!


AF



Copyright-Hinweis:

Foto oben: MINH HO TRI pixabay.com     Foto unten: ALEXNEWWORLD pixabay.com


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